Land der tausend Berge

 

 

 

 

 

 

 

Land der tausend Berge nennt der Sauerländer seine Heimat; Land der tausend Kurven wäre ebenso passend. Das sich südlich anschließende Rothaargebirge steht dem in nichts nach: Weite Wiesen; Laub- und Nadelwälder durchzogen von kleinen und kleinsten Landstraßen und bis zu 800m hohe Berge.

 

 

Ins Rothaargebirge

 

 

Es gibt Tage, da sollte man im Bett bleiben. Meine sonst so zuverlässige Honda Silver Wing 600, Bj. 2003 und fast 100.000 km auf dem Buckel, springt trotz neuer Batterie nicht an. Die Wegfahrsperre blinkt rot. Endet die Tour schon, ehe sie begonnen hat? Leichter Stress kommt auf, dann gelingt es mir, die Siwi fremd zu starten. Na ja, hoffentlich hält sie durch. Aber wie heißt es so schön: no risk, no fun!

Wie ein Grenzwall liegen Ruhrgebiet, Düsseldorf, Leverkusen und Köln zwischen Niederrhein und Sauerland. Diesen gilt es zu bezwingen. Die ersten Kilometer geht es zügig „auf die Bahn“. Ideales Terrain für einen Großroller. Kurz vor Wuppertal tauchen wir in die Hügel des Bergischen Lands ein und entdecken die Langsamkeit. 30km pro Stunde. Schier endlos zieht sich der Wochenendverkehr durch Städte, ungezählte Dörfer und nicht enden wollende Baustellen. Kolonnenfahrt, der Feind Nr. 1 für jeglichen Fahrspaß. In Burg an der Wupper, wo sich Eschbach und Wupper vereinen, endet die Landstraße im Nirgendwo. Die mächtige Burganlage von Schloss Burg, erbaut von den Grafen von Berg, die dem „Bergischen Land“ den Namen gaben, blickt mitleidig auf uns herab. Also wenden und einen anderen Übergang über die Wupper suchen.

Hinter Wipperfürth weitet sich die Landschaft. Breite Wiesentäler mit kleinen Bächen. Wir befinden uns auf einer der vielen kurvenreichen Sauerlandstraßen und tauchen ins Land der über 20 Talsperren ein. Kerspe,- Lingesee,- Brucher,- Genketalsperre und wie sie alle heißen. Am Ufer der romantischen Listertalsperre legen wir eine kurze Kaffeepause ein. Die hätten wir uns allerdings schenken können - selten einen so matschigen Käsekuchen gegessen.

Dichtes Grün huscht vorüber. Durch die Bäume spiegelt sich das Wasser des Biggesees in der Sonne. Ein weißer Ausflugsdampfer kreuzt die Wellen. Traumhaft!
Wir erreichen die ersten Ausläufer des Rothaargebirges. Der Name leitet sich aus der alten Bezeichnung Rod-Hardt-Gebirge ab, was soviel wie „gerodetes Wald-Gebirge“ bedeutet. Mit einer roten Haarmähne hat er nichts zu tun. In großzügigen Schwüngen zieht sich der Asphalt in die Höhe und erlaubt weite Blicke über die Landschaft.

Über 6 (!) Stunden - für 230km - sind vergangen, als wir endlich in Bad Laasphe einfahren, das Tor zum Wittgensteiner Bergland, im Quellgebiet von Sieg, Lahn und Eder. Unsere Unterkunft liegt hoch über der malerischen Altstadt mit ihren historischen Fachwerkhäusern. Ein Willkommensbier auf der Hotelterrasse geschlürft, Zimmer belegt, geduscht, dann lassen wir den Tag in freundschaftlicher Runde gemütlich ausklingen.

 

 

Bildergalerie

 

 

 

 

Kurven und kleine Pässe

 

 

Der Wettergott meint es gut mit uns. Immer wieder lässt sich die Sonne zwischen den Wolken sehen. Es zieht uns südwärts ins Lahn-Dill-Bergland mit seinen weiträumigen Waldgebieten, glitzernde Wasserflächen und reizvollen Heidelandschaften. Die kleinen Nebenstraßen sind kaum befahren. Zwischendurch immer wieder kleine Örtchen mit stilvoll restaurierten Fachwerkhäusern. Meine Siwi schnurrt über das dunkle Teerband. Getrübt wird der Genuss nur durch gelegentliche Frostaufbrüche. Das wird jedoch ausgeglichen durch idyllische Ausblicke in stille Täler und beeindruckende Fernsichten von den Berghöhen. Eine kurze Rast am Forsthaus Lahnquelle, dann pflügen wir auf der „Eisenstraße“, eine alte Handelsstraße über die jahrhunderte lang Holzkohle vom Wittgensteiner ins Siegerland transportiert wurde, nordwärts. Dunkler Fichtenwald rauscht vorbei; der Asphalt ist griffig und dann kommen noch schöne Kurvenkombinationen hinzu; was will man mehr. Den Panoramapark lassen wir links liegen und erneut können wir uns zwischen Oberhunden und dem Rhein-Weser-Turm an spannenden Kehren und Biegungen erfreuen.
Ein Stopp beim Restaurant Jagdstuben an der L 553 ist angesagt. Von der Terrasse geht der Blick weit über die Bergkuppen. Eine gut ausgebaute „Passstraße“ (12% Steigung) führt uns über den Jagdhaus (646m). Unterwegs haben wir dank des Jahrhundertsturms „Kyrill“, der große Lücken in den Wald gerissen hat, immer wieder beste Aussichten über die Sauerländer Hügellandschaft. Gelegentlich erinnern Schilder daran, dass hier im Winter Langlauf angesagt ist. Auf gepflegtem Asphalt ist der Albrechtsplatz (738m), einer der höchsten „Pässe” in Nordrhein-Westfalen, bald erreicht. Kleine Landstraßen, schmal, ohne Mittelstreifen und dafür mit besonders schönen Kurven. Und natürlich folgt das schwarze Band immer wieder einem der unzähligen kleinen Flüsschen wie Itter, Ilse und Banfe, die sich hier seit Jahrtausenden in Schiefer und Kaarst eingraben. Fahrspaß pur! Die Zeit vergeht wie im Flug. Die letzten Kilometer zurück entlang der noch jungen Lahn lassen wir sanft Ausschwingen.
Im Hotel erwarten uns schon ein riesiges Grillbuffet und ein kühles Blondes. Genau so muss eine Tour durch das Sauerland enden!

 

 

Die Tour

 

 

 

 

 

 

 

 

Tourbericht Teil 2 >>>

 

 

(c) Text / Fotos:  Ralf Beelitz

 

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